Montag, 20. Dezember 2010

Uwe Rada: Die Memel

Kulturgeschichte eines europäischen Stromes. Siedler Verlag 2010, 368 Seiten, € 19,95 [D] | € 20,60 [A] | CHF 33,90* (empf. VK-Preis). ISBN: 978-3-88680-930-1. 

Verlagsinfo: 
An den Ufern der Geschichte
Drei Länder und nahezu tausend Kilometer bewältigt die Memel zwischen ihrer Quelle und ihrer Mündung im ehemaligen Ostpreußen. In seinem neuen Buch schildert Uwe Rada den enormen kulturellen und historischen Reichtum dieses europäischen Stromes. Ein Muss für alle, die sich für die Geschichte und Gegenwart Osteuropas interessieren.
Für die einen ist sie das Symbol einer untergegangenen Geschichtslandschaft – der Strom Ostpreußens. Für andere symbolisiert sie das Zusammenleben von Deutschen und Litauern, Polen und Weißrussen, Russen und Juden in der Zeit vor den großen Verfolgungen des 20. Jahrhunderts: Die Memel hat mit ihrer multikulturellen Vergangenheit weite Teile Europas bis in unsere Zeit geprägt.
 

Uwe Rada folgt dem historisch-geographischen Lauf dieses magischen Flusses von Minsk bis ins Kurische Haff und lässt die Städte und Landschaften beiderseits des Flusses lebendig werden. Er begegnet Kaufleuten, Fischern und Flößern, berichtet von der Nationalisierung der Memel, von Flucht, Vertreibung und Neubeginn, und er zitiert Gedichte und Romane, die entlang der Memel spielen. Eine bildreiche Reise entlang dieses faszinierenden Stromes.

Freitag, 10. Dezember 2010

Karsten Brüggemann, Ralph Tuchtenhagen: Tallinn

Kleine Geschichte der Stadt. Böhlau Verlag 2011, 361 Seiten, € 24.90 [D] / € 25.60 [A]. ISBN
978-3-412-20601-7.


Verlagsinfo:
Die estnische Hauptstadt Tallinn, das alte Reval, geht in seinen Ursprüngen auf eine estnische Burg zurück, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts von Dänen erobert wurde. Seit ihrem Beitritt zur Hanse führte die Stadt trotz wechselnder Oberherrschaften ein Eigenleben, das vor allem durch Handel und Handwerk geprägt war. Ungeachtet der Zugehörigkeit zu Schweden und zum Russischen Reich dominierten die deutschen Bürger die städtischen Belange bis in das 20. Jahrhundert hinein. In der Stadt lebten neben Esten und Deutschen auch Schweden, Finnen, Russen und Juden. Nach dem Sturz des Zaren wurde Tallinn für zwei Jahrzehnte Hauptstadt der Republik Estland.
Infolge des Hitler-Stalin-Paktes und der sowjetischen Annexion des Landes lag Tallinn dann für ein halbes Jahrhundert jenseits des Eisernen Vorhangs. Nach der "Singenden Revolution" und dem Zusammenbruch der UdSSR wurde es wieder zur Hauptstadt Estlands. Heute ist die mittelalterlich geprägte Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe, und im Jahre 2011 wird Tallinn Kulturhauptstadt Europas sein.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Babette Baronin von Sass (Hrsg.): Bildungsgeschichte im Baltikum

7.Baltisches Seminar in Libau / Liepāja, Lettland an der Universität vom 27. Bis 29.April 2009 (Liepājas Universitāte). Herausgegeben vom Deutschbaltisch-estnischem Förderverein, Berlin / Charlottenburg 2010.

Inhalt:
Babette Baronin von Sass – Vorwort
Oskars Zids, Rektor der Universität Liepāja – Begleitworte zum Tagungsband
Detlef Henning – Einführung: Bildung in Europa und im Baltikum, Bildung in Europa bis 1200
Peter Maser – Baltische Kirchengeschichte als Bildungsgeschichte
Gvido Straube – Kirchliche Institutionen und Bildung der Bauern
Andres Andresen – Das Schulwesen in der Neuzeit (17.-18.Jh.)
Heinrich Bosse – Die Hofmeister / Hauslehrer im Baltikum (18. u. 19.Jh.)
Vija Daukšte – das estnische und lettische Volkschul- und Bildungswesen im 19.Jahrhundert
Lea Leppik – Die Universität Dorpat (1802-1918)
Detlef Kühn – Die baltische Schule in Krisenzeiten: Russifizierung, Revolution und 1.Weltkrieg (1870-1918)
Detlev Henning – Die Schulautonomie in Lettland während der Zwischenkriegszeit (1919-1938)
Kārlis Kangeris – Schule und Hochschule in den baltischen Staaten während der nationalsozialistischen Besetzung (1941-45)
Elvira Spinga – Die ersten Schulen in der Region Libau

Dienstag, 7. Dezember 2010

Herbert Kubicek, Torsten Noack: Mehr Sicherheit im Internet durch elektronischen Identitätsnachweis?

Der neue Personalausweis im europäischen Vergleich
Reihe: Kritische Informatik. LIT Verlag, Münster 2010.
336 Seiten, 29.90 EUR.
ISBN 978-3-643-10916-3. 
Verlagsinfo:
Über Sinn und Zweck, Chancen und Risiken sowie Akzeptanz des elektronischen Identitätsnachweises auf dem neuen deutschen Personalausweis wird heftig diskutiert - zumeist notgedrungen spekuliert. Dieses Buch liefert empirische Befunde aus einem Vergleich mit nationalen Identity-Management-Systemen in sieben anderen europäischen Ländern. Die Studie kommt zu überraschenden Ergebnissen: Alle bereits eingeführten und analysierten Systeme erreichen trotz erheblicher Unterschiede in Inhalt und Form nicht das Ziel, durch eine sicherere Authentisierung die Sicherheitsbedenken der Nutzer bei Online-Transaktionen zu zerstreuen und damit deren Anteil am E-Government zu steigern. Dem neuen Personalausweis dürfte dies kaum besser gelingen. 
Mit dem hier vorgelegten Bericht wird ein Forschungsprojekt formal abgeschlossen, in dem die Einführung so genannter elektronischer Identitäten (eIDs) in acht Ländern vergleichend untersucht wurde (Belgien, Spanien, Österreich, Estland, Dänemark, Finnland, Schweden und Deutschland).

Mittwoch, 3. November 2010

Jürgen Motog: Burgen, Kirchen, Götterhaine

Auf den Spuren mittelalterlicher Pilger in Lettland. Wagner-Verlag 2010, Reihe "Reisebericht". 113 Seiten, 9,90 Euro. ISBN: 978-3-86683-675-4.

Verlagsinfo:
Von der Wende des 12. zum 13. Jahrhundert an zieht ein stetig wachsender Strom von Pilgern aus Sachsen und Westfalen —Händler, Handwerker, Spielleute, Ritter, Mönche und Bischöfe —von Lübeck aus auf dem Seeweg über die Insel Gotland ins Baltikum. Hier in Livland, das die Gebiete des heutigen Lettland und Estland umfasste, finden die Pilger ersehnten Ersatz für das nach dem zweiten Kreuzzug zunächst aufgegebene heilige Land Palästina. Denn Livland ist seit dem Jahre 1202 kraft eines päpstlichen Spruches zum neuen heiligen Land, zum „Land der Jungfrau Maria” erklärt und geweiht worden. Zunächst friedlich, schließlich aber auch in gewaltsamen Auseinandersetzungen wird die Christianisierung des „Marienlandes“ vorangetrieben. So wandelt sich eines der letzten bis dahin noch nicht christianisierten Gebiete im Nordosten Europas, das Land der livischen Muttergottheit Mära, zum „Land der Jungfrau Maria”. Der Seeweg nach Livland wird für unzählige Pilger zum „Marienweg“ …

Dieses Reisetagebuch führt ins Baltikum auf die Spuren mittelalterlicher Pilger. Zum einen geht es ins gegenwärtige Lettland mit seiner pulsierenden Metropole Riga, der Altstadt, dem Dom, der lebendigen Musikkultur und in die ursprüngliche Natur des Landes. Dabei begegnet der Leser anhand von Rückblenden wichtigen und für ihre Zeit charakteristischen Persönlichkeiten, wie etwa dem Grafen, Städtegründer und späteren livländischen Bischof Bernhard II. zur Lippe. Dabei erfährt er Neues und Wissenswertes über die Lebensumstände und Triebkräfte der alten Livlandfahrer, ebenso wie über den Götterglauben, die Lebensumstände und Gebräuche der livischen Urbevölkerung. So ermöglicht dieses Buch dem Baltikum Interessierten spannende Entdeckungen, und ist damit zugleich auch ein ungewöhnlicher Reiseführer in die oft erstaunliche Gegenwart einer vergangenen Epoche, die für das Schicksal Lettlands und des Baltikums im Ganzen von grundlegender Bedeutung gewesen ist.

Montag, 1. November 2010

Detlev Kaden: Europaradweg R1

Teil 2: Lettland – Estland – Sankt Petersburg. Verlag IS-Radweg 2010, 106 Seiten, ISBN: 978-3-981-0029-2-8. 17,90 €. 

Verlagsinfo:Der östliche Teil des Europaradweg R1 – er führt über 2.300 Kilometer von Berlin bis ins russische Sankt Petersburg – war in den letzten Jahren vor allem etwas für Abenteurer.
Erweiterte Verkehrsanbindungen an Bahn und Fähre, moderate Flugpreise und die durchgängige Verfügbarkeit von Übernachtungsmöglichkeiten wecken zunehmend das Interesse der Radfernwanderer für diesen Abschnitt des Europaradweges R1.
Der neu erschienene 2. Teil des Radreiseführer bietet für den Abschnitt von Klaipėda, durch Lettland und Estland bis ins russische Sankt Petersburg, umfassende Informationen zur Wegführung, den touristischen Highlights und Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels, Pensionen und im Zelt. Karten und detaillierte Ortsdurchfahrten sind ebenso enthalten wie länderspezifische Hinweise, beispielsweise zur Währung sowie den Verständigungs- und Verpflegungsmöglichkeiten.
In Zusammenarbeit mit dem Sankt Petersburger Fahrradclub VeloPiter konnte erstmals eine fahrbare Passage für den bislang als problematisch geltenden, 174 Kilometer langen Weg von der russischen Grenze bis in das Zentrum von St. Petersburg ausgewiesen werden.
Das ringgebundene Tourenbuch ist in einer praktischen Schutzhülle verpackt. Auf einer beiliegenden CD-ROM sind die GPS-Tracks für den Originalweg und zusätzliche Touren sowie Wegpunkte (POI) von Übernachtungsmöglichkeiten, Touristinformationen, Sehenswürdigkeiten und Verkehrsanbindungen gespeichert. Diese Dateien können für die Reiseplanung auf digitalen Satellitenbildern genutzt werden und auf die bei Radfernwanderern immer beliebter werdenden Outdoor-GPS-Geräte überspielt und zur Navigation eingesetzt werden.

Johannes Reimer: Aufbruch in Tallinn

Wanja Richters abenteuerliches Leben zwischen russischer Gemeindetraditon und staatlicher Verfolgung. Brunnen Verlag, Basel - Gießen 2008, 192 Seiten, ISBN: 978-3-7655-4021-9. 9,95 Euro / 16,95 SFr / 10,30 Euro (A). 

Verlagsinfo:Wanja Richter, dessen Geschichte Reimer in "Der Verweigerer" eindrücklich geschildert hat, erzählt hier, was vor seiner Zeit in der Roten Armee geschah: Wie sich geistliches Leben in Tallinn Bahn bricht und welchen Schwierigkeiten die Christen dabei begegnen - von Seiten der kommunistischen Verfolger, aber auch aus den eigenen Reihen.
zum Autor:
Dr. Johannes Reimer, geb. 1955, Gründer und langjähriger Leiter des Missionswerkes Logos International e.V. Seit 1989 Pastor in mehreren Gemeinden in Deutschland, den USA und Kanada. 1991-96 Dozent an der Christlichen Universität St. Petersburg/Russland. Seit 1997 außerordentlicher Professor für Missionswissenschaft an der University of South Africa (UNISA) in Pretoria/Südafrika. Autor mehrerer Bücher, u.a. Mission des frührussischen Mönchtums.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Anna Lipphardt: Vilne

Die Juden aus Vilnius nach dem Holocaust. Eine transnationale Beziehungsgeschichte
Ferdinand Schöningh Verlag 2010, 545 Seiten. Reihe Studien zur Migrationsforschung. 58.00 Euro / 81.90 CHF.ISBN: 978-3-506-77066-0.

Verlagsinfo:
Historische Migrationsforschung beschäftigt sich mit dem Phänomen der Migration in all seinen Erscheinungsformen, darunter v.a. Arbeits- und Siedlungswanderungen, Bildungs- und Kulturwanderungen sowie Zwangswanderungen. Das For­schungsinteresse reicht dabei von der Ausgliederung aus dem Kontext der Herkunftsgesellschaft über Dimensionen und Strukturen des Wanderungsgeschehens sowie das in­di­vi­duelle und kollektive Handeln im Migrationsprozess bis zur Eingliederung in der Aufnahmegesellschaft. Es um­schließt auch die vielfältigen Folge- bzw. Rückwirkungen auf Wirt­schaft und Gesellschaft, Politik und Kultur.

Dienstag, 12. Oktober 2010

David Rupp: Die Rußländische Föderation und die russischsprachige Minderheit in Lettland

Eine Fallstudie zur Anwaltspolitik Moskaus gegenüber den russophonen Minderheiten im "Nahen Ausland" von 1991 bis 2002.Ibidem Verlag, Stuttgart 2007. 152 Seiten. ISBN 978-3-89821-778-1, 24,90 Euro. 

Verlagsinfo:
Infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurden rund 25 Millionen russischsprachiger Menschen in den ehemaligen Sowjetrepubliken zu Minderheiten. Die größten russischsprachigen Gemeinden befanden sich 1991 in Estland, Kazachstan und Lettland. Die Rußländische Föderation (RF) beanspruchte 1991 eine Anwaltschaft für diese Menschen, die häufig der Möglichkeit beraubt waren, die Staatsbürgerschaft ihres Heimatlandes zu erlangen und am politischen Leben teilzunehmen.
Die vorliegende Studie untersucht am Beispiel Lettlands die Glaubwürdigkeit dieses Anwaltsanspruchs. Vor dem Hintergrund der rußländischen Außenpolitik zwischen 1991 und 2002 werden die lettische Staatsbürgerschaftspolitik und die rußländische Anwaltspolitik beschrieben. 
Die Außenpolitik Rußlands durchlief drei Phasen, die als Folge nationaler Diskurse nachgezeichnet werden. Von kooperativer Politik zu Beginn des Jahrzehnts über den Versuch neoimperialer Durchdringung des postsowjetischen Auslandes betreibt die RF seit der Jahrtausendwende eine besonnene Großmachtpolitik. Die lettische Staatsbürgerschaftspolitik zeigt über den Untersuchungszeitraum hinweg ebenfalls Veränderungen: zu Beginn des Jahrzehnts wurde der russischsprachigen Minderheit die Naturalisierung verweigert; eine restriktive Regelung ging einem Gesetz voran, das heute praktisch jedem Einwohner Lettlands die Bewerbung um die Staatsbürgerschaft ermöglicht. Die Anwaltspolitik Rußlands nahm hingegen keinen stringenten Weg. Wohlkalkulierte Machtpolitik, hilflose Polemik und Desinteresse lösten einander ab. 
Das Urteil fällt vorsichtig, aber eindeutig aus: die Aufrichtigkeit des rußländischen Anwaltsanspruchs ist zweifelhaft. Wenig spricht für die Annahme, Rußland habe stets dem Interesse der angeblich Schutzbedürftigen dienen wollen. Vielmehr läßt sich aufgrund der hiesigen Befunde behaupten: Moskau hat sie lediglich als geeignetes Vehikel zur Durchsetzung anderer außenpolitischer Interessen benutzt.

Montag, 11. Oktober 2010

Feest/Brüggemann: Von den Restgütern zu den Sowchosen in Estland 1939-1953

Dokumentensammlung. Herausgegeben von David Feest unter Mitarbeit von Karsten Brüggemann. Schriften der Baltischen Historischen Kommission, Bd. 15, Lit-Verlag 2010, 240 Seiten, ISBN 978-3-643-10717-6, 24.90 EUR. 

Verlagsinfo:
Sowchosen sollten das sowjetische Ideal einer landwirtschaftlichen Produktion ohne bäuerliche Traditionen und Lebenswelten verwirklichen. Der vorliegende Band dokumentiert, welche Rolle sie in der 1940 von der Sowjetunion annektierten Republik Estland spielten und unter welchen Bedingungen die Menschen in ihnen tatsächlich arbeiteten. Gleichzeitig geben die Dokumente Einblick in das Schicksal der deutschbaltischen Restgüter unter sowjetischer Herrschaft.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Galginaitis / Himmelreich / Vrubliauskaite: Einführung in das litauische Recht

Juozas Galginaitis, Antje Himmelreich, Ruta Vrubliauskaité (Hrsg.): Einführung in das litauische Recht. Berliner Wissenschaftsverlag BWV 2010, 318 Seiten, ISBN 978-3-8305-1776-4. 39.00 Euro.  

Verlagsinfo:
Seit dem Beitritt Litauens zur Europäischen Union am 1.5.2004 sind bereits mehr als fünf Jahre vergangen. Im „alten Europa“ haben sich viele längst an die neuen Verhältnisse gewöhnt, so dass die schwierigen Transformationsprozesse, die Litauen durchlaufen musste, aus der Sicht der westlichen Nachbarn bereits in den Hintergrund getreten sind. Eine tiefere Auseinandersetzung mit dem litauischen Rechtssystem zeigt jedoch, dass es von sehr unterschiedlichen Traditionen geprägt und gleichzeitig Teil vielfältiger moderner Entwicklungsströmungen ist. So verdient z.B. angesichts der Diskussion über eine weitere Harmonisierung des europäischen Zivilrechts die Neukodifikation des litauischen Zivilrechts nach der Jahrhundertwende Interesse. Bei alledem bleiben die Schwierigkeiten eines tiefgreifenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozesses weiter spürbar.
Die Initiative für das vorliegende Werk entstand im Rahmen des Programms „Recht im Ostseeraum“, das die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in den Jahren 2002/2003 durchführte. Im Rahmen dieses Programms wurden mehrfach Gastdozenten zu Vorlesungen nach Kiel eingeladen, so auch der Mitherausgeber dieses Bandes, Prof. Dr. Juozas Galginaitis. Aus diesen Anfängen entwickelte sich das Projekt dieses Bandes, an dem neben litauischen auch einige deutsche Autorinnen und Autoren mitgearbeitet haben.
Der Band vermittelt einen umfassenden Einblick in das litauische Recht. Er enthält, eingeleitet durch einen Überblick über die Grundlagen des litauischen Rechts, Informationen zu den wichtigsten Teilgebieten des Privatrechts, des öffentlichen Rechts und des Strafrechts Litauens. Schwerpunkte liegen auf dem Wirtschaftsrecht und den internationalen Bezügen der Rechtsordnung Litauens. Der Band will deutschsprachigen Leserinnen und Lesern einen Zugang zum Recht Litauens eröffnen. Es richtet sich an alle, die sich für die Rechtsentwicklung in Litauen interessieren oder mit dem Recht Litauens praktisch befasst sind.

Samstag, 9. Oktober 2010

Romualdas Granauskas: Das Strudelloch

Roman. Aus dem Litauischen übersetzt von Gila Rom. Wallstein Verlag Göttingen 2010, 248 Seiten. ISBN: 978-3-8353-0480-2Preise: € 19,00 (D) / € 19,60 (A) / CHF 29,50. 

Verlagsinfo:
Ein wichtiges Alterswerk des großen Meisters der litauischen Literatur: eine bewegende Geschichte um Ausgeliefertsein und Hoffnung, um Schuld und Schicksal.

Romualdas Granauskas gilt als einer der bedeutendsten litauischen Autoren, als »Wortmagier«, der in seinen Werken die Archetypen des kollektiven Unbewussten freilegt und das reale Handlungsgeschehen mystisch-sprachgewaltig überhöht.
In »Das Strudelloch« erzählt er über das Leben von Gaucys Jiuozapas, der abseits der Zivilisation in einem kleinen Dorf am Waldrand zwischen Landstraße und Eisenbahngleisen aufwächst. Gaucys ist ein Träumer, der die Natur liebt und nur wenige Freunde hat. Aber für die ist er der verlässlichste Mensch der Welt. Später, in der Stadtschule, öffnet sich ihm eine neue Welt, er entdeckt das Lesen und träumt von der Universität. Aber der Tod seines besten Freundes wirft Gaucys vollkommen aus der Bahn, er fühlt sich mitschuldig, auch wenn niemand ihm Vorwürfe macht.
Gaucys meldet sich bei einem Bau- und Montagewerk in Klaipeda. Was er dort erlebt, gleicht einem Alptraum. Das Wohnheim ist eher eine Baracke: Gewalt, Diebstahl, Alkohol und allumfassende Rechtlosigkeit haben sämtliche menschlichen Beziehungen, sogar die zwischen den Geschlechtern und zu Kindern, verroht und zerstört. Auch Gaucys hat seinem Schicksal wenig entgegenzusetzen, er ist wie gefangen in einem Zirkel von Schuld und Hilflosigkeit, aus dem es kein Entkommen gibt.

Dienstag, 28. September 2010

Jörn Barfod: Nidden

Künstlerkolonie auf der Kurischen Nehrung. Verlag Atelier im Bauernhaus, Ottersberg; Edition Fischerhuder Kunstbücher. ISBN 978-3-88132-254-6. 156 Seiten, 14,00 Euro.


Verlagsinfo:
Durch seine exponierte Lage zwischen Ostsee und Haff mit hohen Dünen wurden sehr früh besonders Lehrer und Schüler der Königsberger Kunstakademie nach Nidden gelockt. Einer der prominentesten war Lovis Corinth. Brücke-Maler wie Karl Schmidt-Rottluff und Max Pechstein suchten und fanden im Hotel Blode gastfreundschaftliche Geborgenheit. Ebenso ist Nidden mit dem Auftritt des Nobelpreisträgers Thomas Mann verbunden, der sein Sommerhaus an der Steilküste errichtete mit dem berühmten „Italienblick“, der immer wieder gemalt wurde. Das Buch von Jörn Barfod vom Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg listet in seinem Lexikonteil mehr als einhundert Künstlernamen auf.

Montag, 27. September 2010

Gefährdete Jugendliche

Aspekte sozialer Arbeit in Lettland und in Deutschland. Aida Kruze, Dieter Schulz, Chr. v. Wolffersdorff (Hg.). Leipziger Universitätsverlag 2010. Schriftenreihe des Zentrums für Lehrerbildung und Schulforschung an der Universität Leipzig, Band 6. 308 Seiten, ISBN 978-3-86583-245-0, 28.00 Euro. 

Verlagsinfo:
In allen europäischen Ländern werden derzeit Fragen zur Bildung, Erziehung und sozialpädagogischen Betreuung von Jugendlichen heftig diskutiert. Eine erschreckende Serie von Kindesmisshandlungen in Deutschland hat zum verstärkten Nachdenken über neue Formen öffentlicher Kontrolle und staatlicher Intervention in die familiäre Erziehung geführt. Die fortbestehenden Probleme des deutschen Bildungssystems, dem im internationalen Vergleich wiederholt Versagen bei der Förderung sozial gefährdeter Schülerinnen und Schüler attestiert wurde, verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Hinzu kommen weitere pädagogische Problematiken wie Sucht, Delinquenz und Ausländerfeindlichkeit unter Jugendlichen vor dem Hintergrund zunehmender Armuts- und Ausgrenzungserfahrungen, die besonders in den Großstädten wahrnehmbar sind. Unter dem Druck öffentlicher Sparmaßnahmen taucht wiederholt die Frage auf, wer von der Hilfe profitieren soll. Gibt es 'Grenzen der Erziehung'? In all diesen Überlegungen treten dabei längst überwunden geglaubte Vorstellungen von Verwahrung und Disziplinierung auf. Aber welche pädagogische Methode ist die richtige?

Die in diesem Band enthaltenen Beiträge setzen sich intensiv mit den benannten Schwierigkeiten und deren Bedeutung für Schule, Jugendhilfe und Justiz auseinander und zeigen positive Entwicklungen anhand von sozialpädagogischen Angeboten in Lettland und Deutschland.

Sonntag, 26. September 2010

Sofie Oksanen: Fegefeuer

Roman. 400 Seiten, Verlag Kiepenheuer & Witsch 2010. Aus dem Finnischen von Angela Plöger. Titel der Originalausgabe: Puhdistus. ISBN: 978-3-462-04234-4. 19,95 Euro | sFr 30,50 | Euro (A) 20,60.

Verlagsinfo:
Das international gefeierte Meisterwerk über Liebe, Verrat und Angst – vor allem vor der Gewalt der Männer
.
Wer Äußerstes erlebt hat, ist auch Äußerstes zu tun im Stande – das zeigt dieser vielfach ausgezeichnete und hoch spannende Roman über zwei Frauen, die sich wie zufällig begegnen und die doch eine gemeinsame Geschichte verbindet.
Als Aliide Tru, eine alte Frau, die allein in einem Bauernhaus auf dem estnischen Land lebt, ein Bündel in ihrem Garten findet, das sich als junge Frau entpuppt, schluckt sie ihre Skepsis und Menschenverachtung herunter und nimmt Zara in ihr Haus auf. Zara ist auf der Flucht vor ihren Zuhältern, die sie mit brutalster Gewalt zu Willfährigkeit gezwungen haben und ihr schon dicht auf den Fersen sind. Doch Zara sucht keineswegs so zufällig Unterschlupf bei Aliide, wie diese glaubt: Aliide könnte die Schwester ihrer Großmutter sein.
Während Zara noch Beweise für die Verwandtschaft sucht und nach einer Möglichkeit, Estland zu verlassen, fühlt sich Aliide von der jungen Frau bedroht: Zu oft musste sie Leib und Seele, Hab und Gut vor Eindringlingen schützen. In Rückblenden entsteht das immer schärfer werdende Bild einer Familientragödie, die fast fünfzig Jahre zuvor, als Estland von den Russen besetzt wurde, ihren Höhepunkt fand. Rivalität und Eifersucht, Scham, Schutzbedürftigkeit und vor allem Angst vor der Brutalität der Männer gegenüber den Frauen – das sind die Motive, die Aliide zu unvorstellbaren Entscheidungen zwangen.
Sofi Oksanen gelang mit diesem Roman, der in mehr als 25 Ländern erscheint und gerade in den USA gefeiert wird, der große Wurf. Atemlos vor Spannung liest man über das Schicksal zweier Frauen, die ganz unterschiedliche und im Kern doch vergleichbare Erfahrungen machen: Egal welches politische System auch herrscht, Opfer sind immer die Frauen.

Zur Autorin:
Sofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, »Fegefeuer«, war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste, verkaufte sich in Finnland so gut wie »Harry Potter« und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Finlandia-Preis sowie dem Literaturpreis des Nordischen Rates. Sofi Oksanen lebt in Helsinki.

Mittwoch, 11. August 2010

Sven Jüngerkes: Deutsche Besatzungsverwaltung in Lettland 1941-1945


Eine Kommunikations- und Kulturgeschichte nationalsozialistischer Organisationen
UVK Verlagsgesellschaft mbH Konstanz, 1.Auflage 2010, 576 Seiten, ISSN 1613-6624, 69,00 Euro/(A)71,00/SFr 97,90.

Verlagsinfo:
Von Juni 1941 bis ins Frühjahr 1945 war das besetzte Lettland ein Teil des »Reichskommissariats für das Ostland«. In Riga residierten die wichtigsten Organe der deutschen Zivilverwaltung, der Wehrmacht und der SS. Im Rigaer Ghetto und im Konzentrationslager Kaiserwald wurden zugleich zehntausende Juden ermordet.
Aufgrund der engen bürokratischen Vernetzung ergibt sich die Möglichkeit, die Besatzungsverwaltung bei ihrer täglichen Arbeit und im Konkurrenzkampf mit anderen Behörden zu beobachten und anhand von Fallbeispielen die Arbeits- und Funktionsweise der Zivilverwaltung zu analysieren.

Autor / Herausgeber:
Sven Jüngerkes wurde mit vorliegender Arbeit 2009 an der Universität Konstanz promoviert.

Mittwoch, 23. Juni 2010

Elmar Römpczyk: Klondike Baltikum

oder der reale Trans­for­ma­ti­ons­pro­zeß. Verlag Haag + Herchen, Hanau, 1. Aus­ga­be 2010. 386 Sei­ten, Pa­per­back. ISBN: 978-​3-​89846-​593-9​. 24,00 Euro.

Verlagsinfo:
Das sogenannte Baltikum - eine Goldmine?
In gewissem Sinne ja, aber nur für einige, für die Eliten, die die  Transformation der ehemaligen Sowjetrepubliken und die während dieser Phase reichlich fließenden Gelder nutzten, um die eigenen Konten aufzubessern.
Die gut gemeinten Hilfen an die neuen EU-Mitgliedstaaten sind größtenteils ohne wirkliche Fortschritte für die Länder und ihre Bevölkerung versickert.
Was hätte anders laufen sollen während der Transformation, was sollten die politischen und gesellschaftlichen Akteure, was sollten die Bürger heute tun, um eine demokratische und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben? Was sollte Europa tun, um europäischer zu werden, um ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen und den Herausforderungen der heutigen Zeit wirkungsvoller zu begegnen?

zum Autor: 
Elmar Römpczyk, ein profunder Kenner des Baltikums, der sein Leben lang in der Entwicklungsarbeit und für Einrichtungen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Deutsche Entwicklungsgesellschaft und den Deutschen Entwicklungsdienst tätig war, zeigt am Beispiel der drei baltischen Länder Litauen, Lettland und Estland die Hindernisse auf dem Weg zu einem gemeinsamen Europa, zu mehr Demokratie, Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit.

Dienstag, 15. Juni 2010

Klaus Hübotter: 600 Versuche, mit zwei Zeilen die Wahrheit zu erreichen (1950-2006)

224 Seiten, Erstauflage 2010, ISBN 978-3-86108-969-8, 14,90 Euro. Text in Lettisch und in Deutsch.

Verlagsinfo: Der Bremer Jurist und Baukaufmann Klaus Hübotter schreibt seit 60 Jahren. Schon mehrfach hat er seine Gedichte zu Büchern versammelt und an Freunde und Geschäftspartner verschenkt. Nun hat er aus seinem Fundus 600 Zweizeiler ausgewählt, die ins Lettische übersetzt wurden. Von 1990 an engagierte sich Klaus Hübotter in Lettland, vor allem in Riga, in der Sanierung historischer Gebäude und deren Überführung in neue Nutzungen.

Eine Kostprobe:
Freundschaft
Freundsein erfordert gemeinsame Sachen.
Lass uns nicht reden, lass uns was machen.

Mittwoch, 2. Juni 2010

Lesereise Estland - das Model und der Kapitän

Stefanie Bisping
Picus Lesereisen, 132 Seiten, ISBN 978-3-85452-971-2, 14,90 Euro. 
Verlagsinfo: 
Anregende Exkurse in ein Land am Scheitelpunkt zwischen Europas Osten und Westen
Eben noch arrangierte sich Estland als unfreiwillige Sowjetrepublik mit Partei und Planwirtschaft, da startete es auch schon als EU-Staat und NATO-Mitglied in ein neues Leben: Der junge Staat hat seit der »singenden Revolution« 1989 mehr erlebt als andere Länder in hundert Jahren. Seit der Unabhängigkeit scheinen die Uhren hier mit doppelter Geschwindigkeit zu laufen. Längst gibt es mehr Mobiltelefone als Menschen, und als erste Nation der Welt konnten die Esten ihr Parlament online wählen. Stefanie Bisping zeichnet das Bild eines Landes am Scheitelpunkt zwischen Ost und West, zwischen Tradition und Aufbruch. Von der kleinen IT-Metropole Tallinn, der Europäischen Kulturhauptstadt 2011, reist sie ins ländliche Estland, wo Störche durch die Felder spazieren, uralte Findlinge im »Land der Buchten« die Küste zieren und alter Aberglaube noch lebendig ist. Sie trifft Künstler, Kapitäne und Estlands ersten Fernsehkoch, lässt sich von Göttern und Gespenstern erzählen und macht sich in den Sümpfen und Mooren Südestlands auf die Suche nach Braunbären und Wölfen.

Mittwoch, 7. April 2010

Max Michelson: Stadt des Lebens, Stadt des Sterbens.

Erinnerungen an Riga. Aus dem Amerikanischen von Rita Herkenrath. Buchreihe: Haland & Wirth / Psychosozial-Verlag, Gießen. 238 Seiten, ISBN-13: 9783898065573. 22,90 Euro.

Verlagsinfo:
Max Michelson erzählt aus der Sicht eines Überlebenden die bewegende und erschütternde Geschichte seiner Familie während der sowjetischen und deutschen Besatzung Lettlands sowie des Holocausts. Aufgewachsen in einer wohlhabenden Familie in Riga erlebt er 1940, mit 15 Jahren, die Annektierung Lettlands durch die UdSSR mit ihrer Nationalisierungspolitik und dem Stalinterror. 1941 wurde die Familie durch den Einmarsch der Nazis in die SU auseinander gerissen. Michelson verlor seine gesamte Familie durch die Nazi-Gräueltaten und wurde Zeuge der Unmenschlichkeit des Genozids und des Krieges. Seine Aufzeichnungen sind sowohl für Historiker Osteuropäischer Geschichte und des Holocausts als auch für den allgemein interessierten Leser von Interesse.

aus dem Inhalt:

Erster Teil: Meine jüdische Kindheit – Lettland während der Vorkriegszeit
1 Meine Familie
2 Oma Emma
3 Die Jüdische Gesellschaft
4 Mein Vater
5 Meine Mutter und unser Zuhause
6 Großmutter Sophie und die Griliches Familie
7 Sylvia
8 Meine Tanten und Onkel
9 Thea, Arthur und Manfred Peter
10 Sommer in Jurmala
11 Meine Schulzeit
12 Die sowjetische Besatzung Lettlands

Zweiter Teil: Der Krieg und die Nachkriegsjahre
13 Deutschland greift die Sowjetunion an
14 Die Nazis besetzen Riga
15 Das Rigaer Getto
16 Die Aktion: Die Zerstörung des Rigaer Gettos
17 Das Kleine Getto
18 KZ Kaiserwald
19 KZ Stutthof
20 Polte-Werke in Magdeburg
21 Die Befreiung
22 Wieder ein Mensch
23 Auf der Suche nach Angehörigen
24 Ein neuer Anfang in der Neuen Welt
25 Ein neues Leben

Montag, 22. März 2010

Olga Kurilo (Hg.): Seebäder an der Ostsee im 19. und 20.Jahrhundert

Colloquia Baltica
Beiträge der Academia Baltica zu Geschichte, Politik und Kultur im Ostseeraum, Band 18
Seebäder an der Ostsee im 19. und 20. Jahrhundert
Herausgegeben von Olga Kurilo
299 Seiten, ISBN 978-3-89975-151-2, Martin Meidenbauer Verlagsbuchhandlung, München 2009. 29,00 Euro.
(Bestellungen auch möglich über AKADEMIA BALTICA Lübeck)
Verlagsinfo:
Die Erholung am Meer etablierte sich seit dem 19. Jahrhundert im Ostseeraum als internationales Phänomen. Kleine Fischerorte an der Ostsee entwickelten sich vor allem durch das allmähliche Wachstum des Fremdenverkehrs zu bekannten Ostseebädern. Dort trafen sich im 19. und 20. Jahrhundert Menschen verschiedener Nationalitäten. Zur Alltagspraxis der Sommerfrischler zählten das Flanieren auf der Promenade, Besuche kultureller Veranstaltungen, Ausflüge in die Nachbarorte, Sport, Spiel sowie internationale Konversation. Der Blick in die Geschichte der einzelnen Ostseebäder im Osten und Westen lässt viele Gemeinsamkeiten im Badewesen und Alltag erkennen. Die Benutzung von Badekarren, die Entstehung von Männer- und Frauenbädern oder die Bäderarchitektur auf Usedom, in Ostpreußen oder an der Rigaer Bucht sind nur einige Beispiele, die die transnationale Physiognomie dieser Orte belegen.
Der Band enthält 14 Beiträge zu Politik, Kultur und Alltag von Ostseebädern in Deutschland, Polen, Russland, Estland, Lettland und Litauen im 19. und 20. Jahrhundert.
Die Herausgeberin:
Olga Kurilo ist habilitierte Osteuropahistorikerin. Seit 2004 lehrt sie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören die Geschichte des Baltikums, die Entwicklung des Tourismus im Ostseeraum und die Geschichte der Deutschen in Osteuropa.

Aus dem Inhalt:
Wiebke Kolbe Deutsche Ostseebäder um 1900. Bäderregionen von Nordschleswig bis zur Kurischen Nehrung im Vergleich
Olga Kurilo Baltische Ostseebäder als Schauplätze der Transnationalität Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts
Frank Bajohr Bürgerliche Lebenswelt und Bäder-Antisemitismus an der deutschen Ostseeküste
Hans-Christian Bresgott Von Rügen nach Usedom. Landschaftsbilder und ihre Funktion bei der Etablierung der Ostseebäder
Nijolė Strakauskaitė Seebäder auf der Kurischen Nehrung: Geschichte und heutige Situation
Anja Peleikis Die Kurische Nehrung als nostalgischer Sehnsuchtsort im Wandel der Zeit
Małgorzata Omilanowska From ‘See-Badeort Zoppot’ to Buchholz-Todoroska ‘Sopot Resort’: The Sopot Residents and Resort Patients
Anja Wilhelmi Badekulturen für Männer und Frauen. Strandleben in den Ostseeprovinzen des Russischen Reichs im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
Inga Sarma The history of swimming and the swimming tradition in the Bay of Riga in the Baltic Sea
Anu Järs Die Badekultur in den Ostseebädern Estlands
Małgorzata Omilanowska Das Ostseebad Polangen und seine Bäderarchitektur in den Jahren 1870–1918
Ėl’vira Jurčenko Die Seebäder des Samlands und ihre Darstellung in Museen des Kaliningrader Gebiets
Rihards Petersons The Cultural Heritage of Jūrmala City
Dimitri Spivak The Seaside Resort of Sestroretsk as a Cultural Heritage

Donnerstag, 18. Februar 2010

Europa erlesen: Vilnius

Herausgegeben von Cornelius Hell. Wieser-Verlag, Klagenfurt 2009. 316 Seiten, ISBN 978-3-85129-826-0, 12,95 Euro. 

Verlagsinfo:
mit Beiträgen von
H. C. Artmann, Johannes Bobrowski, Joseph Brodsky, G. K. Chesterton, Theodor Däubler, Verena Dohrn, Alfred Doblin, Ilja Ehrenburg, Georg Forster, Joseph Frank, Jonathan Franzen, Gerhard Fritsch, Romain Gary, Ričardas Gavelis, Grosfurst Gediminas, Ber Halpern, Jurga Ivanauskaitė (Placebo), Marius Ivaškevičius, Grigorij Kanowitsch, Abraham Karpinowicz, Tadeusz Konwicki, Miroslav Krleža, Herman Kruk, Moishe Kulbak, Jurgis Kunčinas, Algmantas Mackus, Birute Mar, Jonas Mekas, Adam Mickiewicz, Czesław Miłosz, Alfonsas Nyka-Niliūnas, Jose Orabuena, Violeta Palcinskaitė, Walter Pilar, Helmuth Schonauer, Karl Schlögl, Renata Šerelytė, Joshua Sobol, Abraham Sutzkever, Judita Vaiciūnaitė, Tomas Venclova, Arnold Zweig u. a.

Freitag, 5. Februar 2010

Florian J. Anton: Staatlichkeit und Demokatisierung in Lettland

Entwicklung - Stand - Perspektiven
Band 41 der Reihe "Spektrum Politikwissenschaft". 491 Seiten, ERGON-Verlag, Würzburg 2009. ISBN 978-3-89913-702-6, 59,00 Euro.

Verlagsinfo: Lettland, die mittlere baltische Republik, ist auch fünf Jahre nach dem "Doppelbeitritt" zu NATO und EU noch ein Land voller Widersprüche. Neben Transformationsproblemen, die die wieder begründete lettische Demokratie mit anderen Ländern der Region teilt, sind viele Widersprüche auch das Resultat einer sehr bewegten Geschichte des Landes; nicht nur, aber doch besonders im 20. Jahrhundert. Die Erfahrungen und das schwere Erbe von drei einander ablösenden Okkupationen zwischen 1940 bis 1991 haben nicht nur die postsowjetische Gesellschaft des Landes entscheidend geprägt. Sie haben - manchmal unmittelbar - auch Aufbau und Entwicklung des politischen Systems beeinflusst. Diese Konsolidierungsstudie untersucht - unter Einbeziehung wesentlicher historischer Linien der Region - Entstehung, Entwicklung und Ausprägungsgrad des lettischen Staates und der hier etablierten Demokratie seit Wiedergewinnung der Unabhängigkeit im Jahr 1991.

Dienstag, 2. Februar 2010

Pauls Toutonghi: Die Geschichte von Yuri Balodis und seinem Vater, der eigentlich Country-Star war

Roman. Rowohlt Verlag Berlin, 2009, 368 Seiten. ISBN 9783871346347. 14,90 Euro. Die Originalausgabe erschien 2006 bei Shaye Areheart Books in New York unter dem Titel "Red Weather".


Verlagsinfo über den Autor: Pauls Toutonghi, geboren 1976 als Sohn eines ägyptischen Vaters und einer lettischen Mutter, lebt in Portland, Oregon, und arbeitet zur Zeit an seinem nächsten Roman. Seine Texte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Pushcart Prize.

Verlagsinfo zum Buch:  Yuris Vater erzählt seinem Sohn allabendlich auf dem Balkon wunderbar melancholische Lügengeschichten, in denen er der Star ist, ein toller Hecht, eine Legende. In den sechziger Jahren aus Lettland emigriert, ignorieren Yuris Eltern hartnäckig, dass sie ihren amerikanischen Traum in den Sand gesetzt haben. Um jeden Preis wollen sie im öden Brauereinest Milwaukee heimisch werden. Yuris Vater ist schon mal von Wodka auf Bourbon umgestiegen, seine Mutter pflastert die Wände mit Werbeanzeigen, beide sprechen ausschließlich Englisch, wenn auch ein recht zweifelhaftes, und bemühen sich überhaupt, amerikanischer zu sein als jeder Amerikaner.
Nur Yuri scheint irgendwie aus der Art zu schlagen. Seit er sich in die Jungkommunistin Hannah verliebt hat, zitiert er beim Essen neuerdings Marx und Lenin. Für seine Eltern bricht eine Welt zusammen. Trotzdem lassen sie den Sohn seine eigenen Erfahrungen machen. Und das tut dieser auch ausgiebig, bis ein nächtlicher Ausflug mit Hannah, der schlimme Folgen hat, ihn über Nacht erwachsen werden lässt. Und gerade noch rechtzeitig versteht Yuri, dass das Leben wirklich so irre ist, wie sein Vater immer behauptet – und alles, aber auch alles möglich.

Dienstag, 19. Januar 2010

Claire Beyer: Rohlinge

Claire Beyer: Rohlinge
Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, 2009. 160 Seiten, € 17,90/ € 18,50 [A]/ CHF 31,50. ISBN 978-3-627-00163-6

Verlagsinfo: 
Der elfjährige Donald ist mit seinem Vater aus Lettland in die Bundesrepublik gekommen. Hier, in der neuen Heimat, hat er nicht nur mit der Sprache zu kämpfen; Mitschüler und Jugendliche schikanieren ihn. Die Lehrerin Karin Beerwald erkennt das Leid des Jungen und will ihm helfen. Eines Tages trifft sie ihn bei einem Spaziergang in einem leerstehenden, verwilderten Häuschen, das ihm offenbar als Versteck und Rückzugsort dient. Ein Zeitungsartikel, den sie dort vorfinden, legt die Fährte zu einem verschwundenen Unternehmer, der polizeilich gesucht wird und der Donald um ein Haar in größte Gefahr bringt. Claire Beyers viertes Buch ist so leicht und fabelhaft wie ein Sommerabend am See. Von der ersten Seite an verzaubert uns die Geschichte des lettischen Jungen Donald und seine „Resignation eines Kindes, das am Rand der Welt zurückgelassen wurde“ und der allein stehenden Grundschullehrerin Karin Beerwald, die auf der Suche ist nach einem für sie richtigen Leben. Und wie bei einem herannahenden Regen erkennt der Leser erst in der Zerbrechlichkeit der Situation wehmütig auch deren jederzeit gefährdete Schönheit. Mit sanfter, heiterer Melancholie beschreibt Claire Beyer eine Gesellschaft, die, von Sprachlosigkeit geprägt, eine Verwandlung erfährt.

Mehr über die Autorin Claire Beyer.